Rundgang mit „Bürgertreff füreinander“ und Wohnungsverein durch das Quartier „Wohnen am Kirmesplatz“
RHEINE. Wieslawa Krzys hat es sich auf ihrem Balkon so richtig gemütlich gemacht: Sitzbank, Tischchen, Blumen, Liegestuhl. Von hier im zweiten Stock hat sie einen schönen Blick über die hell geklinkerten Neubauten, rechts schaut sie auf den Elisabeth-Kirchturm. „Das wird hier alles richtig schön, wenn es bald fertig ist“, sagt die Seniorin und blickt hinunter auf die noch staubige Baustellenfläche, die bald mit Fußwegen und Grünanlagen umgestaltet werden soll. Wieslawa Krzys ist eine von künftig 500 Menschen, die in die 160 Wohnungen des neuen Quartiers „Wohnen am Kirmesplatz“ eingezogen sind.
Wie Wieslawa Krzys sitzen an diesem sonnigen Nachmittag schon viele Bewohnerinnen und Bewohner unter Sonnenschirmen auf ihren Balkonen. Das Quartier im Dorenkamp füllt sich immer weiter mit Leben. 130 der neuen Wohnungen sind vermietet, bis Januar sollen alle Wohnungen bezogen sein.
An diesem sonnigen Nachmittag hat sich auch eine Gruppe von 30 Leuten an der Windthorststraße eingefunden. Auf Einladung des „Bürgertreffs füreinander“ mit Volker Schäfer wollen sie sich von Jochen Diekmann, Vorstandsmitglied im „Wohnungsverein Rheine“, das neue Quartier zeigen lassen. Für den Wohnungsverein ist es das größte Neubauprojekt in seiner über 100-jährigen Geschichte. Zwischen Breite Straße und Kirmesplatz, zwischen Ferdinand- und Parkstraße sind in den vergangenen zwei Jahren auf einer Fläche von 20000 Quadratmetern in 16 Mehrfamilienhäusern 160 Wohneinheiten mit einer Wohnfläche von 10500 Quadratmetern entstanden – 110 davon vom Land NRW gefördert.
Kurz und knapp skizzierte Jochen Diekmann das 35-Millionen-Euro-Projekt von der Planung bis zur baldigen Fertigstellung. Er erzählte von zähen Grundstücksverhandlungen, überraschenden Bieter-Niederlagen und glücklichen Umsiedlungen, von Bombenverdacht, Architektenstreit und Radstellplätzen, von Verzögerungen und Umplanungen. Diekmann erläuterte die drei Komplexe, die von verschiedenen Architekten geplant wurden – der eine eher sachlich, der andere verspielt, der dritte mit eher strenger Struktur. „Durch die hellen Klinker und die gleichen Bauhöhen wirkt das Quartier allerdings wie eine Einheit“, sagte Diekmann.
Trotz langer Planungs- und Bauphase seit 2010, trotz Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg sei das Projekt kaum von seinen Zielvorgaben abgewichen. Das liege auch daran, dass der Wohnungsverein mit rund 60 eigenen Handwerkern aus allen Gewerken einen Großteil der Arbeiten selber erledigen konnte. Trotzdem galt es, immer wieder neue Herausforderungen zu bestehen – etwa die späte Umstellung der Müllentsorgung auf unterirdische Lagerung der Tonnen.
Für das gesamte Projekt wurden 35,7 Millionen Euro veranschlagt. Die Finanzierung erfolgte über Fördermittel des Landes in Höhe von 13,9 Millionen Euro, Darlehen der KfW von 17,2 Millionen Euro und Eigenmittel des Wohnungsvereins in Form des Grundstücks in Höhe von 4,6 Millionen Euro.
Gespannt war die Besuchergruppe vom „Bürgertreff füreinander“ darauf, einen Blick in die Rohbauten zu werfen. Ein Großteil der Wohnungen für junge Familien, Singles und Rentner ist bis zu 70 Quadratmeter groß, zumeist Drei-Zimmer-Wohnungen. Nur zehn Wohnungen sind größer und haben vier Zimmer. Der Wohnungsverein setzte bewusst auf kleinere Wohnungen, die nach wie vor sehr gefragt sind. „Und jedes Haus hat einen Aufzug“, sagte Jochen Diekmann.
Die Mieten für die geförderten Wohnungen liegen bei 5,80 bis 6,50 Euro je Quadratmeter Wohnfläche, die Nettokaltmieten bei den 50 frei finanzierten Wohnungen zwischen neun und zehn Euro; bei Letzteren wirkte sich die Kostensteigerung durch die Corona-Pandemie aus.
Die Wohnung von Wieslawa Krzys hat 49 Quadratmeter. „Das reicht mir völlig“, sagt die Seniorin. Früher habe sie mit ihrem Mann an der Tichelkampstraße ganz in der Nähe gewohnt. Nach dessen Tod wurde ihr die alte Wohnung zu groß, im Februar zog sie in das neue Quartier am Kirmesplatz. „Hier habe ich alles in der Nähe, was ich brauche: Läden, Ärzte, nah zur Innenstadt“, sagt sie und lehnt sich zufrieden in ihrem Liegestuhl zurück.
Quelle: Münsterländische Volkszeitung, 29.6.2023, © Altmeppen Verlag GmbH & Co. KG ,
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