Eine Schule wie eine Shopping-Mall
RHEINE. Das wird nicht nur einfach ein Schulgebäude, langer Flur, Klassen links und rechts. Im „Ersatzneubau“ des Berufskollegs Rheine an der Dutumer Straße soll berufliche Bildung künftig sichtbar gemacht werden. Wie? Das erläuterte ein begeisterter Schulleiter Benedikt Karrasch am Dienstag beim symbolischen Spatenstich zum Baubeginn: „Schon in der Eingangshalle werden unsere Gewerke sichtbar sein. Sie kommen da rein und denken: Das ist eine Shopping-Mall!“
Die Architektur des Gebäudes richtet sich nach dem modernen Bildungs-Konzept, das die Schulgemeinschaft in den vergangenen Monaten für ihr neues Gebäude erarbeitet hat. „Ein wunderbares Konzept“, schwärmte Karrasch. „Das ist keine klassische Flurschule mehr. Die Klassenräume scharen sich um eine gemeinsame Mitte in ihrem Fachbereich. Dort können Lerngruppen auch interdisziplinär zusammenkommen. Das wird ein ganz anderes Lernen und Lehren.“
Zum Baubeginn am Dienstag gab es großen Bahnhof zunächst in der Aula des Berufskollegs, bevor es zum Spatenstich nach draußen ging. Eingeladen hatte der Kreis Steinfurt als Schulträger. Der Baustart beginnt mit vierwöchiger Verspätung, weil beim Abriss zweier Altgebäude im „Gebäude C“ Asbest gefunden und aufwändig entsorgt werden musste (unser Medienhaus berichtete). Landrat Martin Sommer lobte die Schulgemeinschaft für ihr „bis ins kleinste Detail reichendes Engagement“ zur Entwicklung eines Raum- und Schulprogramms, das zur Grundlage für die Gesamtplanung des Neubaus wurde.
Sommer erinnerte an die wechselhafte Geschichte des Berufsschul-Campus, die 1954 mit dem Bau der Berufsschule begann. Das Wachstum des Campus‘ mit der Kaufmännischen Schule in der Nachbarschaft führte dazu, dass das Berufskolleg zum Schluss in sechs verschiedenen Gebäuden untergebracht war – „ein Gebäude-Puzzle“, sagte Sommer. Nun entstehe an der Ecke Dutumer Straße / Sprickmannstraße ein neuer „Meilenstein“ für die berufliche Ausbildung. „Die brauchen wir auch“, sagte Sommer. „Wir brauchen eine zeitgemäße Bildungs-Infrastruktur, die von den Lernenden wertgeschätzt wird. Nur so können wir sie am Standort Rheine und im Kreis Steinfurt halten.“
„Bis ins kleinste Detail reichendes Engagement“ hatte der Landrat gesagt. Da musste sich Siegfried Wendker, Teamleiter Schulen beim ausführenden Systembau-Unternehmen „Goldbeck Nord“ (Bielefeld) einschalten: „Diese Aufgabenstellung hatte es in sich“, sagte er mit leicht ironischem Blick auf Schulleiter Karrasch. „Hier wurde ganze Arbeit geleistet. Es war alles dermaßen haarklein beschrieben, dass wir uns so manches Mal die Haare gerauft haben: Wie sollen wir das denn alles abbilden?“
Das Unternehmen wird das Gebäude in geplanten anderthalb Jahren in Systembauweise errichten: Vorgefertigte Bauteile und Module werden nach Rheine transportiert und vor Ort nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt. „Das spart Kosten, ohne auf Qualität verzichten zu müssen“, sagte Landrat Sommer. Der Kreis Steinfurt lässt sich den Neubau 31,5 Millionen Euro kosten.
Übrigens: Ein Auftrag für den Generalunternehmer war die Entwicklung einer neuen Adresse. Das Berufskolleg wird künftig unter „Dutumer Straße 20“ zu finden sein – auch wenn sich Schulleiter Benedikt Karrasch die Adresse „Am Platz des Berufskollegs Rheine 1“ gewünscht hätte...
Quelle: Münsterländische Volkszeitung, 28.05.2025, © Altmeppen Verlag GmbH & Co. KG ,
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