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Physik-Kurs am Emsland-Gymnasium lässt Wetterballon in die Stratosphäre steigen

Vier Verschiebungen für einen Start

RHEINE. Dort wo Schwarz auf Blau trifft, wo kein Flugzeug mehr fliegt, dort in 30 Kilometern Höhe soll ein Stück Rheine unterwegs sein – ein Projekt am Emsland-Gymnasium will hoch hinaus, hat die Stratosphäre als Ziel.

Freitag, 9.21 Uhr. Ideale Bedingungen an diesem winterlichen Frühlingsmorgen. Die Sonne wärmt im Rücken, eine leichte Brise schneidet die kühle Luft, der wolkenlose Himmel über Rheine ist intensiv blau. Die Pausenglocke läutet, junge Menschen strömen auf den Schulhof, darunter die 20 Jugendlichen des Physik-Differenzierungskurses der 10. Stufe und ihr Lehrer Jan Jülich.

Die „Startrampe“: Dort, wo der Wetterballon aus Naturkautschuk, drei Gasflaschen, einiges an Technik und Co. bereits warten. Marvin Rissiek und Robin Odasso von der Firma Stratoflights, die das Projekt begleitet hat, halten dort noch die Schnur, die den mit 260 bar Gas gefüllten Ballon mit dem sicheren Erdboden verbindet.

9.32 Uhr. Letzte Checks abgeschlossen, Countdown eingeleitet. Der Kurs zählt runter. „10…9…8…7…“ – Lehrerinnen, Lehrer, Schülerinnen und Schüler zücken ihre Smartphones zum Filmen– „5…4…3…2…1.“ Schnur los für den „Liftoff!“. Der „Launch Complex“ am Cape Canaveral und die NASA sind weit entfernt, gefühlt war man aber hier nah dran. Jubel, kurzer Applaus. Dann Blicke in Richtung Nordwest, der Wetterballon hebt ab. Fasziniert und völlig eingenommen bleiben für einige Sekunden alle einfach stehen und folgen dessen Kurs.

Rückblick: Ein Jahr zuvor informiert sich Kurslehrer Jülich bei der Firma Stratoflights, wie der Kurs im Wahl-Schwerpunkt Physik selbst einen Wetterballon fliegen lassen könnte. „Die Firma hat mich dann kontaktiert: Wollen wir das nicht zum Projekt machen?“, erinnert sich Jülich. Das Projekt entsteht, wird sogar von der Initiative „Zukunft durch Innovation“ gefördert.

Ende Januar 2024 startet die Projektwoche am Emsland-Gymnasium – mit Stratoflights. Zunächst die Theorie: „Die haben uns am ersten Tag sehr gut aufgeklärt über die Stratosphäre und die Wetterballons, das war sehr spannend“, berichten Finn, Joris, Lukas, Noah und Theo vom Physik-Kurs heute. „Die Praxis hat aber am meisten Spaß gemacht. Es war gut, dass wir frei waren, wie wir die Styropor-Box bauen, in der die gesamte Technik, GPS-Tracker, die Messsonden und Kameras verbaut werden sollten.“ Die Woche sollte mit dem Start der selbst gebauten Wettersonde enden.

Aber dann Wolken, Regen, Wind. Absage, Verschiebung, Neuansetzung – vom Wetter am Boden gehalten. Diese Abfolge dann gleich drei Mal. Startverschiebungen fast wie bei der NASA. „Das war schon suboptimal. Wir waren einen Monat in der Warteschleife“, meint Lehrer Jan Jülich nun, am Freitagmorgen im März. Marvin Rissiek von Stratoflights erläutert: „Für den Start müssen wirklich Sichtflugbedingungen herrschen und wir müssen mit den Flugplätzen der Umgebung kommunizieren.“ Erledigt.

Freitag. 9.36 Uhr. Der Wetterballon fliegt, wird am Himmel bereits zum kleinen Punkt, misst auf dem Weg nach oben Außentemperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, filmt dank 360-Grad Kamera und zweier Action-Cams die Reise und ein an der Box befestigtes Kurs-Foto.

Finn, Joris, Lukas, Noah und Theo erklären, was nun passiert. „Auf 30 bis 40 Kilometern Höhe nimmt der Luftdruck ab, sodass sich der Ballon auf bis zu 15 Meter ausdehnt. Irgendwann hält das Material das nicht mehr aus und der platzt. Die Box mit Sonde und Kamera fliegt dann an einem Fallschirm runter.“ Über einen Monat Wartezeit für nur rund zweieinhalb Stunden in der Luft.

Rissiek und Odasso wissen bereits: „Heute soll er zwischen Bremen und dem Steinhuder Meer landen. Der Deutsche Wetterdienst schickt täglich Wetterballons hoch. Die messen, was wir messen. Deshalb sind die Bedingungen klar, kann man die Flugkurve ganz gut prognostizieren.“

Stratoflights fährt hinterher und sammelt das gelandete Projekt auf, egal wo. Was für Robin Odasso, praktischerweise Sportkletterer, bei einem anderen Wetterballon am Freitag zuvor für einen Ausflug auf einen 25 Meter hohen Baum gesorgt hat. Ein mehrspuriger Kreisverkehr in Italien, ein Gletscher in den Alpen – Odasso und Kollege Rissiek können Geschichten von einigen Bergungsmissionen erzählen.

Bis zur nächsten Physik-Kurs-Stunde am Emsland-Gymnasium werden Sonde und Kamera bereits ausgewertet sein. Die Schüler schauen mit Vorfreude auf die Ergebnisse. „Leider kommt am Montag erst die Kursarbeit dazwischen.“ Wieder Abwarten. Aber das gehört eben zur Raumfahrt dazu. Ob nun am Cape Canaveral in Florida oder am Emsland-Gymnasium in Rheine.

Quelle: Münsterländische Volkszeitung, 09.03.2024, © Altmeppen Verlag GmbH & Co. KG ,
alle Rechte vorbehalten.

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