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Zur Geschichte des Stadtteils bis zum Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg

Uppe der Lache, Lauge, Hinter der Bahn oder Dorenkamp.

Von Thomas Gießmann

Wie aus der vormaligen Bauerschaft Uppe der Lache, gelegen zwischen Thieberg und Waldhügel, erst die Stadtflur Lauge und dann der Stadtteil Dorenkamp entsteht, das ist kurz gesagt das Thema der folgenden Seiten. Sucht man in Publikationen[1] nach dem Ortsnamen Dorenkamp, so erlebt man zunächst die Überraschung, dass dieser heute so bedeutende und dynamisch wachsende Stadtteil Rheines in älteren Kartenwerken oder Büchern gar nicht auftritt. Eine Bauerschaft Dorenkamp hat es nie gegeben, sondern lediglich zwei Felder, die ihren Namen wohl der landwehrähnlichen Einfassung durch Dornhecken verdankten.[2]

 

Stadt Rheine, Urkarte von 1828 der Flur III „Lauge“.

Die Bauerschaft Uppe der Lache

Im Zuge der Territorialbildung des 13. Jahrhunderts, also einige Zeit vor der Stadtrechtsverleihung für Rheine, liegen die ersten Nachrichten über Höfe und handelnde Personen in der Bauerschaft Uppe der Lache oder Upperlage/-loge vor. In dieser Zeit kämpfen mehrere Interessenten um die territoriale Vorherrschaft im Gebiet von Rene, das besonders durch den Emsübergang und die Lage an diesem Fluss begehrenswert erschien[3]. Neben der Abtei Herford, die in Rene den Fronhof besaß und von der Ministerialenfamilie Hake vertreten wurde, waren die Bischöfe von Münster und von Osnabrück sowie die Grafen von Tecklenburg, die Grafen von Bentheim und die Herren von Steinfurt darauf aus, durch den Erwerb von Grundbesitz, Rechten und Einfluss eine Vorherrschaft an der Ems zu erringen. Am erfolgreichsten war letztlich der Bischof von Münster, der 1327 mit der Stadtrechtsverleihung an Rheine die Stadt fest in seinen Herrschaftsbereich eingliedern konnte.

Während der vorangegangenen Auseinandersetzungen hatten die Brüder Johannes, Gerhard und Bernhard von Rene, freie Leute, 1254 ihren gesamten bei Rheine gelegenen Grundbesitz der Johanniterkommende in Steinfurt zu Lehen aufgetragen und sich von dieser Maßnahme offensichtlich einen besseren Schutz gegen Übergriffe des Tecklenburger Grafen versprochen[4]. Schon seit 1230 ist Gottschalk von Rene als Ministeriale der Edelherren von Steinfurt nachgewiesen; zu seinem Burgmannssitz auf der Vorburg in Steinfurt gehörte ein Hof in der Bauerschaft Hauenhorst. Auch der erste namentlich bekannte Pfarrer an der Kirche von Rheine mit Namen Bertrammus gehört diesem Zweig der Familie van Rene in Diensten der Steinfurter Edelherren oder der Johanniterkommende an.

Die Familie van Rene tritt nicht nur personell in und um Rheine stark in Erscheinung, sondern verfügt dort auch über bedeutenden Grundbesitz. Als alter Stammsitz der Familie gilt der Welkinghof, welcher am südlichen Rand der mittelalterlichen Stadt in der Bauerschaft Uppe der Lache gelegen haben soll; laut Anton Führer soll die Gegend nach dem Welkinghof später Hove (vgl. heute die Straßennamen Hovestraße, Welkinghove, Hoveplatz) genannt worden sein[5]. Der Welkinghof und das Gut Kokenhus in der Bauerschaft Uppe der Lache werden 1343 von Ludolph von Steinfurt an den Münsterschen Bischof Ludwig II. verkauft[6]. Interessant ist der Zeitpunkt einige Jahre nachdem der Münstersche Bischof sich mit der Stadtrechtsverleihung als Territorialherr in Rheine durchgesetzt hatte.

 

Flurnamen auf der Stadtflur „Lauge“
Flurnamen auf der Stadtflur „Lauge“

Basiert auf der Flurkarte von 1828 (siehe oben), Ausschnitt, genordet, bearbeitet von Hans Lange, Geschichtswerkstatt Mesum.

Die unmittelbar vor der Stadt gelegene Bauerschaft Uppe der Lache ist später noch mehrfach belegt, wandelt sich aber in kurzer Zeit von der Bauerschaft zu einer Lauge genannten Stadtflur mit vielfachen städtischen Nutzungen. Noch 1373 wird Uppe der Lache im Heberegister des Pfarrers Petrus de Adenauwe an zweiter Stelle nach der Thiebauerschaft aufgeführt[7]. Hier sind alle Bauerschaften der Pfarrei mit den Höfen verzeichnet, die dem Pfarrer das Messkorn schuldeten, sowie mit den Kotten, die jährlich ein Huhn als Abgabe zu liefern hatten. Die Bauerschaft war laut diesem Heberegister begrenzt vom Thie, von Dutum, von Catenhorn, von Hauenhorst und von der Ems. Fast hundert Jahre später findet sich Uppe der Lache in der Markenrolle von 1469 nicht mehr als selbständige Bauerschaft, sondern als Anhängsel der Bauerschaften Hauenhorst und Dutum[8]; zu Hauenhorst gehören jetzt die Ländereien der als „verschwunden“ bezeichneten Höfe Dat Kokehues und De Welkinghove, zu Dutum die Länder der verschwundenen Höfe Hardenacken hues, Hinrekinck, Ewert van Duthem und Grevenstein. Wir wissen, dass nach der Stadtrechtsverleihung eine Art mittelalterlicher Strukturwandel Uppe der Lache in Gang kam, in dessen Verlauf die Bauerschaft sich zu einer Stadtflur mit Nutzung durch die städtischen Bürger wandelte. Auf die jetzt Lauge genannte spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Stadtflur wird weiter unten noch eingegangen.

Der Hof und die Bauerschaft Dutum

Ein Hof Duttenhem (Dutenheim, Dutum) wird erstmals als Manse oder Hufe in der ältesten Heberolle des Kloster Herford aus dem 12. Jahrhundert erwähnt; die Hufe gehört zum Herforder Fronhof in Rene, dem späteren Falkenhof, und liefert jährlich ein Schwein, ein Schaf und 10 Malter Weizen sowie 5 Malter Gerste[9].

Daneben sind mehrere andere Höfe in Dutum schon früh belegt[10], so eine Erbe des Ruger in parva Duthenem (Klein-Dutenheim), aus dessen Einkünften 1293 Balduin von Steinfurt der Kirche zu Steinfurt gewisse Renten überträgt[11]. 1373 führt das o.g. Heberegister des Pfarrers Petrus de Adenauwe Dutenhem als eigene Bauerschaft in der Pfarrei Rheine auf[12]. Laut Markenrolle von 1469 gehören in die Bauerschaft Dutum und Uppe der Lache neben den bereits genannten verschwundenen Höfen Hardenacken hues, Hinrekinck und Ewert van Duthem die Höfe Lucemans hues (Leusmann), Hesselinck (Heßling), Bruninck (Brüning), Lodelwinck (Lürwer), Dat Niehues (Niehueß) und De Wedemhove des Pastorats zu Rheine[13].

Zum Ende des alten fürstbischöflich-münsterischen Amtes Rheine-Bevergern gab es nach Ausweis des Index Weddige von 1770-80 und der Feuerstättenschatzung von 1803 in der Bauerschaft Dutum zehn Höfe oder Kotten mit folgenden in Klammern angegeben Grundherren: Berninghoff (Haus Sutthausen), Bruning (Schmitz, Recke zu Rheine), Duthum (Haus Sutthausen), Duthum (frei, Heuerling), Haberland (nicht genannt, Heuerling), Hesseling (Stift Metelen), Kokenkotten (Hofkammer), Leusman (Hofkammer), Lolfer (frei), Melius (Bürgermeister Lensing als Erbpächter der Johanniterkommende Steinfurt), Wichers (nicht genannt, Heuerling)[14]. Noch 1842 bei der kartographischen Erfassung der Dutumer Mulde durch den preußischen Leutnant und Ingenieurgeographen Gloeser verzeichnet dieser folgende landwirtschaftliche Hofstellen in der Bauerschaft Dutum: Brüning mit 2 Hofstellen, Dutumer Kotte, Gude, Hesseling, Leismann, Puls, Reckers und Wichers[15]. Wir können deshalb feststellen: Im Vergleich zu Uppe der Lache weist die Bauerschaft Dutum eine gut zu beobachtende Kontinuität der landwirtschaftlichen Besiedelung und Nutzung auf.

Die Stadtflur Lauge

Während wir unter einer Bauerschaft wie Dutum eine ländliche Siedlungsform verstehen, die aus mehreren Bauernhöfen besteht, aber ohne Kirche ist und deshalb kein eigenes Kirchspiel bildet, verstehen wir unter Stadtflur die zu einer Stadt gehörige Feldflur, die nicht bauerschaftlich organisiert ist, sondern von der Stadt aus genutzt wird. In Rheine heißen die vier außerhalb der eng bebauten Altstadt gelegenen Stadtfluren Thieberg, Lauge, Graanesch und Stadtberg; diese sind für die Urkatasterkarte von 1828 und das Katasterbuch von 1831 erstmals vermessen und kartographisch erfasst worden[16]. In der Urkatasterkarte der städtischen Flur Nro. III genannt Lauge findet sich für Teile der Dutumer Talung die Bezeichnung Dörenkamp, die früheste bisher bekannte Erwähnung des Flurnamens, aus dem der heutige Ortsteilnamen Dorenkamp hervorging. Die gesamte Stadtflur heißt allerdings noch Lauge nach dem größten, südlich des Waldhügels gelegenen Landstück de Lauw oder Lauge/Loge. Dieser Flurname ist in dem Namen der oben behandelten Bauerschaft Uppe der Lache oder Upperlage bereits angelegt; Lauge oder Loghe wird häufig auch in Urkunden als Ortsbezeichnung verwandt, unter den Urkunden des Stadtarchivs zum ersten Mal 1382[17].

Die Stadtfluren von Rheine I. Thieberg, II. Stadtberg, III. Lauge und IV.
Die Stadtfluren von Rheine I. Thieberg, II. Stadtberg, III. Lauge und IV.

Die Stadtfluren von Rheine I. Thieberg, II. Stadtberg, III. Lauge und IV. Graan Esch aus der Übersichtskarte von in den Gemeinden Rheine Stadt rechts und links der Ems belegenen Besitzungen des [vormaligen] Fürsten von Rheina-Wolbeck, 1858 (Stadtarchiv Rheine).

Es ist bereits angesprochen worden, dass wir in der Lauge nach der Stadtrechtsverleihung von 1327 einen Strukturwandel beobachten können. Schon die kleine mittelalterliche Stadt Rene braucht andere Umfeldbedingungen als die vorherigen Bauerschaften. Hierzu gehören zum einen die Versorgung der Stadtbewohner mit Lebensmitteln wie Getreide und Feld- oder Gartenfrüchten sowie mit Futter für das Vieh, zum anderen Raum für alle Tätigkeiten, für welche die Altstadt zu eng und zu dicht besiedelt ist. Einzelne Höfe Uppe der Lache sind noch im 14. Jahrhundert von Burgmännern aus Rheine gekauft worden[18]; andere Höfe wurden vom Bischof als Stadtherrn aufgekauft und in die Stadt verlegt, die Bauern zu Ackerbürgern[19]. Im Laufe der Zeit wurden die meisten Höfe oder Kotten aufgegeben, viele Ländereien auf der Lauge verkauft oder verpachtet. So entstand vor der Stadtmauer eine Flur mit privaten Gärten und Feldern sowie dem städtischen Weideland, daneben auch mit weiteren Einrichtungen zur Versorgung oder Entsorgung der Stadt[20], wie z.B. Lehmkuhlen und Ziegeleien (am Tichelkamp) oder die städtischen Kalköfen am Rand des Waldhügels.

Stadtansicht von 1616
Stadtansicht von 1616

Auch als Vorland der Stadtbefestigung erfüllt die Lauge in Spätmittelalter und Früher Neuzeit eine wichtige Funktion: Es sollte unbewohnt und für die Wachen gut überschaubar sein, zugleich den Platz für Heerschau und Appelle der Stadtwacht bieten. Die älteste Stadtansicht Rheines von Johannes Gigas aus dem Jahr 1616 bietet uns das typische Bild, das sich dem von Münster her über die Lauge Anreisenden im 17. Jahrhundert zeigte: freies Land vor der beeindruckenden Stadtmauer mit den wehrhaften Stadttoren, von denen das nahe der Ems gelegene das Münstertor darstellt, daneben der gewaltig wirkende Burgmannshof an der Hohen Lucht. Nach dem Siebenjährigen Krieg hatten die Festungswerke, die mit Wall und Außengraben erweitert worden waren, eigentlich ausgedient. Stadtmauer und innerer Graben blieben aber bis ins 19. Jahrhundert erhalten; 1861 wurde als letztes der drei Stadttore das Thietor abgebrochen[21].

In Friedenszeiten wird das Vorland als städtische Weide genutzt; die Bürger des Münsterpfands lassen ihre Kühe und Schafe auf die Lauge treiben, während das Vieh des Emspfands auf den Wietkamp und des Thie in die Weiden der Lehmkuhle geht[22]. Ein städtischer Hirte hütet das Vieh; gemolken wird vor der Stadt, woran der Straßenname Melkeplatz noch erinnert. Über die Weidegerechtigkeit wachen die Schüttenscheffer, die unberechtigt weidendes Vieh in den Schüttenstall sperren und erst wieder freigeben, wenn der Eigentümer die fällige Strafe bezahlt hat[23]. Einmal im Jahr dient die Stadtweide auf der Lauge als Schützenplatz: Am Sonntag nach Pfingsten finden hier die Heerschau und das Vogelschießen der Schützen statt[24].

Carl Weddige, Stadthirte Mäten Möllers, aus: Album Rheinense 1852
Carl Weddige, Stadthirte Mäten Möllers, aus: Album Rheinense 1852

 

Von Münster kommende Reisende betreten auf der Lauge schon vor dem Münstertor das Stadtgebiet von Rheine. Hier finden deshalb die Begrüßungen und Huldigungen der nach Rheine oder weiter ins Emsland reisenden Landesherren statt; überliefert ist ein solcher Huldigungsakt aus dem Jahr 1614 für den neuen Fürstbischof von Münster, Ferdinand von Bayern, im Rheiner Ratsprotokoll[25]. Damals war ein Fähnlein Bürger dem am Pfingstmontag mit 300 Personen Begleitung auf 300 Pferden einreitenden Landesfürsten bis auf die Lauge entgegengeschickt worden. Als 1803 am 31. Januar der neue Landesfürst Herzog Wilhelm Joseph von Looz-Corswarem in sein Landesfürstentum Rheina-Wolbeck einzieht, ist eine Reiterschar von Bürgern ihm sogar bis Emsdetten entgegengezogen, um ein Ehrengeleit zu bilden. Vor dem Münstertor aber begrüßen die Junggesellenschützen unter Gewehr mit Fahnen und Musik den neuen Landesherrn, dem Bürgermeister Theodor Striethorst auf einem Kissen die Schlüssel zu den drei Stadttoren überreicht[26].

Nach 1327 hat die Stadtflur Lauge über fünf Jahrhunderte hinweg eine langsame und beschauliche Entwicklung genommen; selbst das Ende des alten Fürstbistums, die Franzosenzeit und der Übergang in die preußische Herrschaft haben daran wenig geändert. Die neue Epoche der Lauge wurde erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch Industrialisierung und Eisenbahnbau eingeläutet. Hier entsteht der Stadtteil Hinter der Bahn.

Eisenbahnbau und Industrialisierung

Rheine erhält 1856 gleichzeitig drei Eisenbahnverbindungen: nach Münster, Osnabrück und Emden; wenige Jahre später kommt 1865 die Linie über Hengelo nach Amsterdam hinzu[27]. Der Eisenbahnbau ist weit mehr als eine verkehrstechnische Neuerung; zusammen mit dem Raumbedarf der sich entwickelnden Industrie stellt der Eisenbahnanschluss die Initialzündung für eine rasante Stadtentwicklung dar. Dies gilt auch und besonders für die Stadtflur Lauge, die so große Veränderungen seit der Stadtrechtsverleihung noch nicht mitgemacht hat.

Die Lauge wird von der Eisenbahn durchschnitten. Es verlieren mit den für die Bahn benötigten Grundstücken nicht nur etliche Bürger ihre vor der Stadt angepachteten Gärten, sondern der größte Teil der Stadtflur wird auch von der Altstadt abgetrennt. Außerdem büßt die Lauge ihre Verbindung zur Ems ein; der zwischen Bahndamm und dem Fluss gelegene Teil, die Hove, ist nun losgelöst vom größeren restlichen Teil der Stadtflur, von wo auch der Weg durch das Münstertor nicht mehr möglich ist. Von der Lauge in die Stadt Rheine kommt man nur noch über einen Bahnübergang in Höhe der Bahnhofstraße, der um die Jahrhundertwende noch durch eine – laut Franz Kolck „unschöne und wenig benutzte“ – Holzbrücke überbaut wird[28]. Erst der Umbau des Bahnhofs in den 1920er Jahren bringt neben dem neuen Empfangsgebäude auch die für damalige Verhältnisse breite, noch heute bestehende Straßenunterführung, die Kolck als den Umbruch feiert: „Der geräumige Tunnel ist das gastliche Tor für den Verkehr zwischen Alt- und Neustadt geworden. Er überbrückt nicht nur den Verkehr der Züge, sondern auch alte Vorurteile. Der Dorenkamp ist kein Stiefkind im kommunalen Leben mehr.“[29]

Nahezu zeitgleich mit dem Eisenbahnbau tritt auf der Lauge und Hove die Industrialisierung ein. 1860 eröffnet an der Lindenstraße hinter dem Bahnhof die Eisengießerei und Maschinenfabrik Elmering & Webers, ab 1885 E. Webers & Cie., welche Teile für Maschinen, Pumpen, Kessel und Transmissionen herstellt, also ein klassischer Zulieferbetrieb ist. 1899 geht die Firma in Konkurs; das Grundstück wird zur Erweiterung der Bahnanlagen an den Eisenbahnfiskus verkauft[30]. Jenseits des Bahndamms, auf der Hove, errichtet 1861 die Louis Beckmann & Co. eine Baumwollspinnerei mit etwa 10.000 Spindeln und einer 12 PS-Dampfmaschine. Auch eine Gasanlage für die betriebseigene Gasbeleuchtung gibt es in dieser Fabrik, die bereits 1867 in Konkurs geht und von Albers, Hüffer & Co. 1883 in eine Jutespinnerei umgewandelt wird; 1890 übernimmt L. Terfloth & Co. die Jutespinnerei auf der Hove, bis das Grundstück 1901 vom Eisenbahnfiskus aufgekauft wird[31].

Die Neffen des Münsterischen Garnhändlers Heinrich Kettelhack, der 1874 mit einer Handweberei für Jute und Leinen in Wettringen in die Textilproduktion einsteigt, lassen sich von dem „hinter der Bahn“ in Rheine sich neu ausbildenden Industriegebiet anlocken und gründen an der Lindenstraße 1882 die erste Mechanische Leinen- und Juteweberei Hch. Kettelhack, die später auf Baumwollspinnerei umgestellt wird[32]. Hinter dem Bahnhof an der Lindenstraße nimmt auch 1890 die Philipp Schmitz & Co. eine Zweizylindergarnspinnerei in Betrieb. Nach dem frühen Tod des Firmengründers 1894 wird dessen Schwager Wilhelm Jackson Alleininhaber und Namensgeber der Firma, die 1910 auf 19.000 Spindeln erweitert und 1912 um Färberei und Bleicherei ergänzt wird[33]. Ebenfalls im Dorenkamp, an der Dutumer Straße, gründen 1895 Hermann Stoeveken, Spinnmeister, und Heinrich Dyckhoff, Kaufmann, die Spinnerei Dyckhoff & Stoeveken, die bereits 1898 von zuerst 16.000 Spindeln auf 24.000 vergrößert wird[34]. Als Nesselweberei an der Laugestraße beginnt 1896 die Fa. Kreymborg & Schem; bereits 1899 kommen eine Bleicherei und Färberei hinzu und 1900 eine Spinnerei an der Hedwigstraße; 1910 wird das Unternehmen an die Hammersen AG in Osnabrück verkauft[35].

Seit dem Eisenbahnbau hat sich innerhalb weniger Jahrzehnte im Gelände hinter der Bahn ein bedeutendes Industriegebiet mit mehreren großen Werken herausgebildet. All diese Werke brauchen, genau wie auch die Eisenbahn, viele Beschäftigte für die Produktion oder die Aufrechterhaltung des Bahnbetriebs. All diese Beschäftigten brauchen Wohnungen und städtische Infrastrukturen. Mit der Industrialisierung beginnt auch die Geschichte des Wohnorts und Stadtteils Hinter der Bahn.

Beigeordneter Stadtbaurat Walter Vigener berichtet 1927:

Der Stadtteil hinter der Bahn[36]

Wie im Osten der Altstadt auf der rechten Emsseite so begann gegen Ende des vorigen Jahrhunderts auch im Westen jenseits der Eisenbahnlinien sich ein neuer Stadtteil zu bilden, insbesondere, nachdem auch dort einige industrielle Unternehmungen entstanden waren. Für die Entwicklung einer Stadt ist die Eisenbahn von großer Bedeutung, aber nicht nur in förderndem Sinne, indem sie die Grundlage schafft für ihr wirtschaftliches Wachstum, sondern auch in nachteiliger Auswirkung, wenn sie die Stadt unglücklich durchschneidet. Beides hat die Stadt Rheine an sich erfahren. Wenn einerseits nicht verkannt werden soll, daß ihre günstige Lage als Eisenbahnknotenpunkt für ihr industrielles und gewerbliches Leben von nicht zu unterschätzender Bedeutung gewesen ist und auch heute noch ist, so darf andererseits auch nicht übersehen werden, daß die Eisenbahn die Entwicklung des westlich von ihr gelegenen Stadtteils, des Stadtteils „Hinter der Bahn“, nachteilig beeinflußt hat. Wenige vorhandene schienengleiche Übergänge wurden nach und nach eingezogen, bis zuletzt der Stadtteil hinter der Bahn nur nach ärgerlich langem Warten vor zahlreichen Schranken oder auf Umwegen zu erreichen war. Es ist daher verständlich, daß die Stadtverwaltung sich bereit fand, als im Jahre 1908 die Frage des Bahnhofsumbaues zur Verhandlung stand, erhebliche finanzielle Opfer zu bringen, um für den Stadtteil hinter der Bahn durch Unterführungen günstige Verbindungen mit der Altstadt zu schaffen. Das Jubiläumsjahr wird endlich die Fertigstellung der 16 m breiten Bahnhofstraßenunterführung und damit die Vorbedingung für eine gedeihliche Entwicklung des westlichen Stadtteils bringen.
Die im Jahre 1904 hinter der Bahn errichtete Michaelschule mit 4 Klassenräumen mußte 1911 auf 8, 1914 auf 12 Klassen erweitert werden, jetzt besitzt sie nach Aufstellung einer Schulbaracke 14 Klassenräume. Im Jahr 1914/15 wurde neben dem Schulgrundstück von der Stadt eine Augen- und Frauenklinik errichtet; zur Zeit ist dort in der Nähe ein großes allgemeines Krankenhaus in der Ausführung begriffen. Der Neubau einer Kirche in der sog. „Lauge“ ist beschlossen. Bei der günstigen Lage im Westen der Stadt ist zur erwarten, daß hier im Laufe der Jahre eine rege Entwicklung, insbesondere auf dem Gebiete des Kleinwohnungsbaues, einsetzen wird. Größere Kolonien sind schon in den letzten Jahren on der sog. Lauge und Lehmkuhle entstanden. Auch an der neuenkirchenerstraße und ihren Nebenstraßen hat sich die Bebauung schon ziemlich weit vorgeschoben. Auf der Grenze zwischen dem Stadtteile hinter der Bahn und dem Stadtkern wird sich der schon erwähnte Bahnhofsumbau auch in ästhetischer Hinsicht günstig auswirken. Durch die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes mit dem neuen Empfangsgebäude erfährt das Stadtbild eine erhebliche Verschönerung, welche noch wesentlich gehoben wird, wenn an der gegenüberliegenden Seite der Bahnhofstraße die von der Reichsbahnverwaltung geplanten, im Stile des Empfangsgebäudes gehaltenen Bauten zur Ausführung gelangen.

Der Stadtteil „Hinter der Bahn“ entsteht

Der starke Bevölkerungsanstieg durch die Ansiedlung und das Aufblühen der Textilindustrie in Rheine bedingt ein starkes Anwachsen des Wohnungsbaus. Bald reichen die von Privaten und Unternehmern zur Verfügung gestellten Wohnungen nicht mehr aus, den stetig wachsenden Bedarf zu decken. Im neuen Stadtteil „Hinter der Bahn“ sieht die Firma Hammersen AG sich genötigt, an der Hammersen- und der Blumenstraße sowie Im Sundern eigene Werkswohnungen für ihre Mitarbeiter zur errichten, wofür die Stadt Erbpachtgrundstücke zur Verfügung stellt. In den Jahren 1922-1926 entstehen hier in mehreren Bauabschnitten Wohnblocks und Reihenhäuser mit ca. 90 Wohnungen[37].

Außer den Werkswohnungen werden hinter der Bahn Dienst- und Mietwohnungen auch von mehreren gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaften erstellt. Als älteste wird 1903 der Gemeinnützige Bauverein gegründet, der mit Kapital von Landesversicherungsanstalt und Städtischer Sparkasse hinter der Bahn zahlreiche Wohnungen für Arbeiterfamilien erbaut, größtenteils in Ein- und Zweifamilienhäusern mit Gärten wie an der Darbrook- und Windthorststraße sowie an der Breiten Straße[38]. Der Beamtenwohnungsverein, 1911 gegründet, versorgt die verhältnismäßig große Zahl von Beamten, vor allem Eisenbahner, vor dem Ersten Weltkrieg ausschließlich mit Einfamilienhäusern oder Doppelhäusern, danach auch mit Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, z. B. in Breite, Dutumer und Hauenhorster Straße, Unterm Waldhügel und an der Windthorststraße[39]. Als dritte gemeinnützige Baugenossenschaft errichtet die Eisenbahnbaugenossenschaft eGmbH von 1923 ausschließlich für Bahnbedienstete Wohnungen, darunter auch ein Vierfamilienhaus am Melkeplatz[40].

Die zuziehenden Einwohner melden mit Recht Ansprüche auf städtische Infrastruktur in ihrem neuen Stadtteil an. Im Sommer 1907 wird an der Lehmkuhle die Michaelschule eröffnet, die zunächst über 4 Klassen verfügt. Bereits im Oktober 1908 berichtet der Schulrat von einer Überfüllung der neuen städtischen Michaelschule, weshalb die Amtsverwaltung in der Bauerschaft Dutum ein neues Schulhaus errichten lässt, die 1910 fertiggestellte Cäcilienschule. Trotz dieser Entlastung muss die städtische Michaelschule rasch 1911 auf 8 und 1913 auf 12 Klassen erweitert werden[41]. Den ersten Kindergarten hinter der Bahn richtet 1929 der katholische Frauenverein in einem neuen Gebäude an der Parkstraße ein; die Schwestern von der Göttlichen Vorsehung betreuen hier bis zu 140 Kinder[42].

Der boomende Stadtteil „Hinter der Bahn“ erhält 1931 seine Kirche, die von dem Gelsenkirchener Architekten Josef Franke entworfene, später wegen der zu hohen Kosten in vereinfachter Form realisierte Elisabethkirche, laut Rudolf Breuing ein bedeutendes modernes Kirchenbauwerk ganz ohne historistische Anklänge[43]. Die Geschichte der Pfarrei St. Elisabeth und ihrer Einrichtungen ist in Heft 2/1981 unserer Zeitschrift „Rheine – gestern heute morgen“ ausführlich dargestellt worden.

Der Wohnungsbau zieht Handwerker und Gewerbetreibende in den neuen Stadtteil, auch Gastronomiebetriebe. Die ältesten waren Gastwirtschaften mit angeschlossenen Lebensmittel- und Getränkegeschäften, so die Gaststätte Frehe, später Prax, an der Sprickmannstraße 70 und die Gastwirtschaft „Zum Dorenkamp“ an der Viktoriastraße 46, Ecke Lindenstraße. August Frehe heiratet 1902 die Gastwirtstochter Elisabeth Kock; gemeinsam bewirtschaften sie eine Gaststätte mit Lebensmittelladen, Getränkehandel sowie Gartenwirtschaft und großem Saal mit Bühne. 1923 wird die Wirtschaft an die Familie Heinrich Prax verkauft, der „Lindenhof“ an der Sprickmannstraße eine der bekanntesten Gastwirtschaften in Rheine; 1944 wird sie zerstört und nach dem Krieg nur zum Teil wieder aufgebaut[44]. Die Gaststätte „Zum Dorenkamp“ mit einem beliebten Biergarten wird im Jahre 1908 von dem Wirt Karl Blanke und seiner Frau Maria eröffnet; neben der Wirtschaft betrieb man auch ein Kolonialwaren-Geschäft. Nach dem Tod des Gründers übernehmen Josef und Minna Blanke die Geschäfte und bauen den „Konzertsaal“ an die Gaststätte an, der künftig einen gesellschaftlichen Mittelpunkt des Stadtteils bildet. 1944 wird die Gaststätte „Zum Dorenkamp“ von Bomben zerstört und erst 1954 von Karl und Cilly Blanke an der Lindenstraße 103 neu gegründet[45]. Neben seiner Bäckerei eröffnet Bernhard Behne an der Breiten Straße mit Halbkonzession ein Café, in dem auch Flaschenbier verkauft wird, die spätere Gaststätte Behne[46]. Weitere bekannte Traditionsgaststätten wie der 1913 konzessionierte Waldhof Hesseling an der Eckener Straße oder das 1932 gegründete Hotel Johanning an der Breiten Straße liegen in der Bauerschaft Dutum in der Gemeinde Rheine links der Ems.

Die Entwicklung des Stadtteils hinter der Bahn zum Gesundheitszentrum der Stadt Rheine beginnt schon 1914-15: Weil das allgemeine Krankenhaus, das damals in der Klosterstraße 22 untergebrachte Mathiasspital, nicht genügend Raum für Fachärzte bot, errichtet die Stadt Rheine zunächst an der Sprickmannstraße 31 die Städtische Augen- und Frauenklinik[47]. Diesem ersten Krankenhausbau auf dem Dorenkamp folgen später viele weitere, nachdem das Mathiasspital in den Jahren 1927-30 einen 350 Betten auf 7 Stationen umfassenden Neubau in der Lehmkuhle an der Frankenburgstraße erhielt. Heute umfasst die nach wie vor an der Frankenburgstraße residierende „Stiftung Mathias-Spital Rheine“ acht Einrichtungen im Klinik- und Altenpflegebereich; das Akutkrankenhaus Mathias-Spital an der Frankenburgstraße hat heute 15 Fachabteilungen und betreibt seit 1947 auch eine Krankenpflegeschule, heute Akademie für Gesundheitsberufe, sowie seit 2009 die erste Fachhochschule in Rheine, die private „Mathias-Hochschule Rheine“ für Gesundheit, Wirtschaft und Technik.

Auch weitere öffentliche Gebäude und Einrichtungen sind früh aus der engen Altstadt in den neuen Stadtteil hinter der Bahn verlegt worden, so die kaufmännische Abteilung der Städtischen Berufsschule, die 1939 mit der privaten Handelsschule Zilg-Völker an der Sprickmannstraße zur Städtische Berufs- und Handelsschule vereinigt wurde[48]. Das Arbeitsamt, 1927 im rechten Flügel des alten Rathauses gegründet und 1932 in das alte Krankenhaus an der Klosterstraße umgezogen, bezieht 1938 seinen großen Neubau an der Sprickmannstraße[49]. Die Feuerwehr siedelt im August 1939 in das erste eigene Feuerwehr-Gerätehaus an der Frankenburgstraße über; vorher waren Ausrüstung, Geräte und Fahrzeuge über die ganze Stadt verstreut untergestellt worden[50].

Damloup-Kaserne und Barackenlager A

Im Jahr 1936 wird Rheine Garnisonsstadt. Nachdem man dem Militärfiskus das 6 Hektar große Gelände an der Mittelstraße überlassen hatte, rückt im Oktober 1936 das III. Bataillon des Infanterie-Regiments 79 in die neu erbaute Damloup-Kaserne ein, die nach einem im Ersten Weltkrieg hart umkämpften Dorf in der Nähe von Verdun benannt ist[51]. Weil die festen Bauten für den Ausbau der Reichswehr nicht genügen, wird die Damloup-Kaserne um das Barackenlager A zwischen Mittelstraße, Darbrookstraße, Bühnertstraße und Im Sundern, d.h. auf der Fläche des heutigen Schulzentrums Dorenkamp, erweitert. Hier werden zunächst Einheiten des Reichsarbeitsdienstes, später militärische Einheiten der Wehrmacht stationiert[52].

Nach dem Zweiten Weltkrieg werden die Militäranlagen vorübergehend zivilen Nutzungen zugeführt. Die Damloup-Kaserne dient erst als Durchgangslager für Displaced Persons, später für Heimatvertriebene aus Gebieten östlich von Oder und Neiße oder dem Sudetenland sowie für Flüchtlinge aus der Sowjetischen Besatzungszone. 1958 richtet die Bundeswehr hier ihre Standortverwaltung ein; Anfang 1959 treffen die ersten Rekruten in Rheine ein, das sich schließlich zur zweitgrößten Bundeswehrgarnison in Nordrhein-Westfalen entwickelt[53].

Das Barackenlager A wird ab 1946 nach und nach aufgelöst: Auf dem ehemaligen Exerzierplatz legt der Verein für Leibesübungen 1926 e.V. (VfL) seinen neuen Sportplatz an und nimmt 1948 den Spielbetrieb auf, auf dem weiteren Gelände wird 1953 mit dem Bau der neue Städtischen Elisabethschule mit zunächst 8 Klassen begonnen, die letzten Baracken werden aber erst 1979 abgerissen, als der Rohbau des neuen Emslandgymnasiums schon fast fertig gestellt war[54]. Die Umwandlung des ehemaligen Militärgeländes in das Schulzentrum Dorenkamp kann als erfolgreiche Konversion angesehen werden[55].

Bombenangriff am 5. Oktober 1944

Der schwärzeste Tag in der Geschichte des Stadtteils Dorenkamp ist der 5. Oktober 1944, der Tag des verheerenden Luftangriffs auf die Bahnanlagen und den dahinter liegenden Stadtteil. Die 8. amerikanische Luftflotte erhielt für diesen Tag den Einsatzbefehl, mit insgesamt 107 Boeing-Langstreckenbombern B-24-„Liberator“ und zehn B-17-Bombern „Fliegende Festung“ insgesamt sieben Bombenteppiche auf das Zielgebiet Rheine M/Y, das ist der Verschiebebahnhof, zu legen[56]. Zwischen 11:27 und 12:30 Uhr fallen an diesem Mittwoch 200 t Spreng- und Brandbomben auf die Bahnanlagen und die benachbarten Stadtteile. Das Ergebnis ist fürchterlich: Über 200 Tote und zahllose Verletzte sind zu beklagen. Der Stadtteil hinter der Bahn ist fast restlos zerstört, die Firmen Hammersen AG, Wilhelm Jackson, Rheiner Maschinenfabrik Windhoff, Schneegass & Co. und H. & J. Altmeppen komplett vernichtet, auch das Zollamt und das Rathaus in der Altstadt und das Amtsgebäude an der Poststraße sind getroffen[57].

In den Sterbebüchern des Standesamts Rheine sind 81 Todesopfer unter der Zivilbevölkerung registriert, die am 5. Oktober 1944 infolge des Luftangriffs ums Leben gekommen sind[58]. Unter diesen zivilen Toten finden sich viele Bewohner des Stadtteils Dorenkamp, aber auch Menschen, die im Stadtteil hinter der Bahn gearbeitet haben oder zur Schule gegangen sind und aus Rheine oder Nachbarstädten wie Emsdetten, Ibbenbüren, Osnabrück, Lingen oder Papenburg kamen. Viele Menschen hatten sich im Bahntunnel zwischen Hove- und Melkeplatz untergestellt; die Liste des Standesamts gibt allein für 31 Zivilisten den Bahntunnel als Todesort an. Nicht bekannt ist, wie viele nicht aus Rheine stammende Soldaten bei den Luftangriffen hier umgekommen sind, weil diese sich zufällig zum Beispiel im Bahngelände Rheines aufgehalten haben. Als Mahnmal für die nachfolgenden Generationen und zum Gedenken an die Toten wird im Dezember 1955 auf dem Kirchplatz von St. Elisabeth die von Joseph Krautwald geschaffene, 3,20 m hohe Großplastik aus Muschelkalk mit der Inschrift „Den Opfern des Luftkrieges 1939 bis 1945“ aufgestellt[59].

 

Anmerkungen

[1] Zum Stadtteil Dorenkamp siehe Karl-Ludwig Mengels: Auf dem Dorenkamp zwischen Thieberg und Waldhügel. Kurzbeschreibung eines Stadtteils, in: RGHM 2/1981, 7. Ausgabe, S. 6-29; Franz Kolck: Werden und Wachsen des Stadtteils „Hinter der Bahn“, überreicht von der Städtischen Sparkasse Rheine aus Anlaß der Eröffnung der neuen Hauptzweigstelle im Stadtteil „Hinter der Bahn“, o.J. (1968), S. 1-16.

[2] Vgl. Mengels (wie Anm. 1), S. 15.

[3] Vgl. Chronik der Stadt Rheine von den ersten Siedlungsspuren bis heute, von Thomas Gießmann und Lothar Kurz, Rheine 2002, S. 22-25.

[4] Zur Familie Rene siehe Cornelia Kneppe, Die Stadtwerdung von Rheine vor dem Hintergrund der bischöflichen Territorialpolitik, in: RGHM 20, Heft 1/1988, S. 67-94, S. 74-77.

[5] Vgl. Anton Führer: Geschichte der Stadt Rheine, 2. Aufl. 1977, S. 43.

[6] Vgl. Niesert, MUB 5.1 Nr. LIII (= Münstersche Urkundensammlung, Bd. 5: Codex diplomaticus Steinfordienses, 1. Abt., von Joseph Niesert, Coesfeld 1834, Urkunde Nr. 53, S. 175-177).

[7] Vgl. Peter Grosfeld: Beiträge zur Geschichte der Pfarrei und Stadt Rheine. Nebst einem Chronicon Bentlacense und Urkunden. Festschrift zu der Feier des Zweihundertjährigen Bestehens des Gymnasiums in Rheine, Münster 1875, S. 5. – Das Heberegister von 1375 konnte von Peter Grosfeld noch ausgewertet werden, ist seit den 1920er Jahren aber verschollen (vgl. Chronik der Stadt Rheine, wie Anm. 1, S. 32).

[8] Vgl. Heinrich Vollmer: Stadt und Amt Rheine. 1. Teil: Beiträge zur Entwickelungsgeschichte des ehemaligen Pfarrbezirks Rheine von den ältesten Zeiten bis zur Erhebung des Ortes zur Stadt i. J. 1327, Mönchengladbach 1903, S. 41-43.

[9] Siehe Codex Traditionum Westfalicarum, Bd. 4: Einkünfte- und Lehns-Register der Fürstabtei Herford sowie Heberollen des Stifts auf dem Berge bei Herford, bearb. v. Franz Darpe, Münster 1892, S. 40; Foto der Quelle siehe Chronik der Stadt Rheine, wie Anm. 1, S. 19.

[10] Vgl. Franz Greiwe: Das Amt Rheine. Raum – Geschichte – Brauchtum, Rheine 1974, S. 64.

[11] Siehe Urkunde von 1293 Nov. 11, gedruckt in: Inventare der nichtstaatlichen Archive des Kreises Steinfurt (= Inventare der nichtstaatlichen Archive Westfalens, Reg.-Bez. Münster, Heft 4), bearb. v. Ludwig Schmitz-Kallenberg, Münster 1907, S. 202.

[12] Grosfeld, Beiträge, wie Anm. 5, S. 5.

[13] Vgl. Vollmer, Stadt und Amt, wie Anm. 6, S. 42-43.

[14] Die Höfe des Münsterlandes und ihre grundherrlichen Verhältnisse, bearb. v. Bernhard Felsmann (= Beiträge zur westfälischen Familienforschung, Bd. 52), Münster 1994, S. 235.

[15] Karl-Ludwig Mengels: Auf dem Dorenkamp zwischen Thieberg und Waldhügel. Kurzbeschreibung eines Stadtteils, in: RGHM 2/1981, 7. Ausgabe, S. 6-29, hier S. 13.

[16] Siehe dazu Hartmut Klein: Von der villa bis zum pagus. Zur Siedlungsgeschichte der Stadtflur Rheine, in: RGHM 1/1988, 20. Ausgabe, S. 47-66, S. 48.

[17] Stadtarchiv Rheine, AA I Urk. Nr. 6 von 1382 Dez. 6, vgl. Regest bei Inventare der nichtstaatlichen Archive, wie Anm. **, S. 348.

[18] Vgl. Franz Greiwe: Das Amt Rheine. Raum – Geschichte – Brauchtum, Rheine 1974, S. 63-64.

[19] Vgl. dazu die Theorie von Franz Kolck, Bischof Ludwig II. von Münster habe darum geworben, dass die Bauern von Uppe der Lache ihre Höfe in die Stadt verlegten (Franz Kolck: Rheine im Wandel der Zeiten. Franz Kolck erzählt …, Rheine 1963, S. 121; Franz Kolck: Von der Nachbarhilfe zur Bürgerwehr, in: Vom Löscheimer zum Strahlrohr. Brände und Brandbekämpfung in der Stadt Rheine, Rheine 1957, S. 21-28, S. 21f.).

[20] Vgl. Kolck, Hinter der Bahn, wie Anm. **, S. 8-11.

[21] Vgl. zur Festung Rheine Führer: Geschichte der Stadt Rheine, S. 243-250; Thomas Gießmann: Rheine als Festung, in: Rhenen wird der Garaus und Kehrab gemacht. Ausstellungskatalog, in: RGHM 1/1997, 38. Ausgabe, S. 12-16.

[22] Vgl. Kolck: Rheine im Wandel, S. 131f.

[23] Kolck: Rheine im Wandel, S. 123; zu den Schüttenscheffern Führer: Geschichte der Stadt Rheine, S. 73-79; Franz Darpe: Jagd- und Fischerei-Gerechtsame der Stadt Rheine und damit zusammenhängende Ämter und Gewohnheiten, in: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde, Bd. 38, Münster 1880, S. 43-141, hier S. 70-82.

[24] Vgl. Führer: Geschichte der Stadt Rheine, S. 76.

[25] Vgl. Führer: Geschichte der Stadt Rheine, S. 179-181.

[26] Vgl. Thomas Gießmann: Historischer Überblick: Rheine 1803-1814. Landesfürstentum Rheina-Wolbeck und Franzosenzeit, in: RGHM 3/2003, 52. Ausgabe, S. 56-67, S. 58.

[27] Zum Bau der Eisenbahn siehe Lothar Snyders: Vor 150 Jahren in Rheine: „Höchste Eisenbahn“. Die Ankoppelung der Kleinstadt an eine sich industrialisierende Welt, in: RGHM 1/2006, 56. Ausgabe, S. 6-23.

[28] Kolck: Rheine im Wandel, S. 355.

[29] Kolck, Hinter der Bahn, S. 15.

[30] Vgl. Andreas Oehlke: Industrie in Rheine von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg. Eine branchengeschichtliche Übersicht, in: RGHM 1/2001, 46. Ausgabe, S. 6-131, S. 68-69; Robert Schmitz: Gebäude der Textilindustrie in Rheine damals und heute, Rheine 2007, S. 59-63.

[31] Vgl. Oehlke: Industrie in Rheine, S. 23.

[32] Vgl. Oehlke: Industrie in Rheine, S. 31-32; Schmitz: Gebäude der Textilindustrie, S. 53-58; Vera Nienkemper-Hausmann: Textilfabriken in Rheine. Städtebauliche, kultur- und architekturhistorische Betrachtungen zu Fabrikbauten von 1834-1930, S. 131-132.

[33] Vgl. Oehlke: Industrie in Rheine, S. 32-33; Schmitz: Gebäude der Textilindustrie, S. 59-63; Nienkemper-Hausmann: Textilfabriken in Rheine, S. 145-148.

[34] Oehlke: Industrie in Rheine, S. 34-35; Schmitz: Gebäude der Textilindustrie, S. 64-66; Nienkemper-Hausmann: Textilfabriken in Rheine, S. 149-150.

[35] Oehlke: Industrie in Rheine, S. 41-43; Schmitz: Gebäude der Textilindustrie, S. 70-73.

[36] Münsterländische Volkszeitung – Rheiner Volksblatt, „Festausgabe anläßlich der 600-Jahrfeier der Stadt Rheine und des 50jährigen Bestehens der Münsterländischen Volkszeitung, 10.-12. September 1927, Blatt 2, aus Artikel „Die bauliche Entwicklung der Stadt Rheine. Ein Rückblick und Ausblick“ von Stadtbaurat Walter Vigener.

[37] Vgl. Hans Immenkamp: Haus und Wohnen von Textilarbeitern. Untersuchungen über Textilarbeitersiedlungen des westlichen Münsterlandes, Münster 1989, S. 377-386.

[38] Vgl. Walter Vigener: Rheine i. W. unter besonderer Berücksichtigung des Kleinwohnungsbaues auf gemeinnütziger Grundlage, Düsseldorf o. J. [1928] S. 37-40.

[39] Vigener: Rheine i. W., wie Anm. **, S. 41-55.

[40] Vigener: Rheine i. W., wie Anm. **, S. 56-62.

[41] Vgl. Josef Tönsmeyer: Schulgeschichte von Stadt und Amt Rheine, Rheine 1973, S. 110-112.

[42] Chronik der Stadt Rheine, S. 177.

[43] Rudolf Breuing: Die katholische Pfarrkirche St. Elisabeth, in: Die Kunst- und Kulturdenkmäler in Rheine, Teil 1: Die kirchlichen Denkmäler, von Rudolf Breuing und Karl-Ludwig Mengels, Rheine 2003, S. 340-362.

[44] Vgl. Hans Walgenbach: Vorderwülbecke – Prax – Klippbuer, in: Rheiner Gastronomie gestern und heute, von Alfred Heeke und Hans Walgenbach, Rheine 1999, S. 66-73.

[45] Vgl. Hans Walgenbach: Zum Dorenkamp – Blanke, in: Rheiner Gastronomie, S. 101-104.

[46] Vgl. Hans Walgenbach: Gaststätte Hugo Behne, in: Rheiner Gastronomie, S. 112-115.

[47] Chronik der Stadt Rheine, S. 160; Vigener: Rheine i. W., wie Anm. **, S. 22-25; vgl auch die Festschriften Eduard Wenzel: 100 Jahre Mathias-Spital Rheine (Westf.) 1851-1951, Rheine 1951; Werner Beuse sen.: 125 Jahre Mathias-Spital 1851-1976, Rheine 1976.

[48] Vgl. Clemens Schöpker: 100 Jahre kaufmännisches Schulwesen in Rheine, in: Festschrift 100 Jahre kaufmännisches Schulwesen in Rheine 1897-1997, S. 3-7 u.8-9 (Historischer Abriß); Tönsmeyer: Schulgeschichte, S. 505-524.

[49] Sonderseite „Das Arbeitsamt wird 70 Jahre alt“, in: Münsterländische Volkszeitung vom 4. Okt. 1997 (Stadtarchiv, Stadtgeschichtliche Dokumentation, Mappe Arbeit/Arbeitsamt); Carl Rademacher: Die geschichtliche Entwicklung des Arbeitsamtes Rheine, in: Spindel und Schiffchen, Februar 1969, S. 13-16.

[50] Andreas Oehlke: Die Feuerwehr braucht ein eigenes Haus (I), in: RGHM 2/2007, 59. Ausgabe, S. 84-85.

[51] Chronik der Stadt Rheine, S. 187.

[52] Vgl. Lothar Kurz: Vom Barackenlager A zum Schulzentrum Dorenkamp. Die Geschichte einer erfolgreichen Konversion, in: 2/2003, 51. Ausgabe, S. 14-21, S. 15.

[53] Chronik der Stadt Rheine, S. 221; Vierzig Jahre Bundeswehr-Standort Rheine, zusammengestellt von Dietrich Meiss, in: RGHM 1/1999, 42. Ausgabe, S. 6-60.

[54] Kurz, Barackenlager A (wie Anm.**) S. 18-21.

[55] Kurz, Barackenlager A (wie Anm.**) S. 21.

[56] Angaben zu den Bombenangriffen auf Rheine 1944/45 recherchiert von Rudi Marciniak nach Unterlagen aus The National Archives, Kew (London); vgl. Willi Riegert: Heimat unter Bomben. Der Luftkrieg im Raum Steinfurt und in Münster und Osnabrück 1939-1945, Steinfurt 2003, S. 83-84.

[57] Vgl. Chronik der Stadt Rheine, S. 201; Mengels: Auf dem Dorenkamp (wie Anm. *), S. 18-24.

[58] Stadtarchiv Rheine, Jüngeres Archiv, Sterbebuch Standesamt Rheine 1944, Band II Nr. 545 ff.; Liste der Todesopfer unter der Zivilbevölkerung der Stadt Rheine a.d. Ems durch den Luftkrieg 1942-45.

[59] Art. Das Mahnmal steht!, in: Münsterländische Volkszeitung vom 15. Dezember 1955; Art. Den Kriegstoten zum Gedenken, ebd. vom 7. Januar 1956.

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